Mittwoch, 30. Juni 2010

Wie die Zeit vergeht

Die Schule hat wieder begonnen, die erste Hälfte des dritten Schulterms ist schon vorbei und mein Auslandsjahr geht dem Ende zu.
Viel habe ich wieder erlebt, schulisch, wie auch außerschulisch. In der Schule hatte ich mit meiner Schulfußballmannschaft das erste Spiel gegen eine andere Schule. Dieser Tag war ein riesiges Ereignis, die Klassen fünf bis sieben sind dabei gewesen. Mit den Mädels der siebten Klasse habe ich ein Volleyballteam zusammen gestellt, da das ja der Unterrichtsstoff des zweiten Terms gewesen war. So hatten wir ein Fußballspiel und ein Volleyballspiel gegen eine andere Schule aus Dar es Salaam. Bei unserem Fußballspiel hatten wir leider keinen Erfolg erzielen können. Die Kinder waren aber nur von kurzer Dauer enttäuscht, denn das gesamte Ereignis an sich war für sie sehr atemberaubend. Und nachdem die Mädels beide Halbzeiten in Volleyball gewonnen hatten waren alle glücklich. Mit zwei vollen Schulbussen sind wir noch zum Sportplatz der anderen Schule gefahren – Stimmung von vorne bis hinten. Auf dem Sportplatz ging es heiß her, beide Schulen unterstützten ihre Mannschaften lautstark. Das war ein großes Ereignis für die Schüler wie auch für mich.
Ansonsten ist in der Schule der Alltag wieder eingekehrt. Ich habe dort weiter gemacht, wo ich zum Ende des zweiten Terms aufgehört habe. Kleine Veränderungen gab es im Computerunterricht, dort habe ich ein neues Projekt gestartet. Nachdem die Kinder nun Microsoft Word zu benutzen wissen, habe ich angefangen mit ihnen eine Zeitung zu erstellen, für die jedes Kind Artikel schreibt, welche mit der Schule zutun haben. Im Sportunterricht habe ich nun mit Hockey spielen angefangen. Die nächste große Arbeit, die ansteht ist, dass die Waisenberichte für die Sponsoren der Waisenkinder geschrieben werden müssen. Es werden über 60 Berichte sein, die wir Freiwilligen nach Holland und Deutschland versenden werden.
In unserem Schulgarten habe ich angefangen Papaya anzupflanzen, nachdem ich die Samen der Frucht getrocknet hatte. Die Papayabäume werden auf das neue Schulgelände gepflanzt. Das Ziel ist es viele Früchte zu produzieren, damit die Kinder in der Schule sie als Nachtisch serviert bekommen können. Einmal wöchentlich besuche ich das neue Schulgelände um es auf den Umzug vorzubereiten, da der Unzug für August geplant ist.
In der Zwischenzeit habe ich auch wieder Besuch empfangen dürfen. Meine Eltern waren für zwei Wochen hier und kamen mit vielen Grüßen aus Deutschland, für die ich mich hier bedanken möchte.
Die Fußball-WM, welche fast die ganze Welt im Moment verfolgt, ist hier fast wie eine WM im eigenen Land. In Afrika herrscht ein kompletter Kontinentalpatriotismuss. Vor allem auch, weil die Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden stattfindet verfolgen die Menschen hier ganz ausgelassen die Spiele. Speziell, wenn die afrikanischen Mannschaften am spielen sind, sind die Bars überfüllt. Da geht es laut zu, voller Enthusiasmus werden die Spiele angeschaut. Dies ist aber auch nur in größeren Städten so, da in Tansania mehr als 80% der Bevölkerung keinen Zugang zu Elektrizität hat.
Ich hatte auch mal wieder eine Woche frei, denn wir hatten Mid-Term-Break des dritten Terms. Mein Entdeckergeist zog mich natürlich wieder raus aufs Land. Dieses Mal mit meinem Mitfreiwilligen Albert zum wandern in die Usambaraberge. Das Gebierge streckt sich im Nordosten Tansanias steil empor auf über 2000m. Eine herrliche Landschaft mit einem kühlen Bergklima, das sich ausgezeichnet zum wandern eignet. Die kleine Stadt Lushoto war unser Ausgangspunkt. Wir wanderten durch Bananenstauden- und Zuckerrohrfelder mit Eukalyptusbäumen immer höher bis wir zu einer naturgeschaffenen wunderschönen Aussichtsplattform gelangten. Von dort aus hatte man eine kilometerweite Aussicht auf das flachliegende Massailand. Bis zu 600m geht es hier steil hinab. Eine Aussicht die ich bisher nur aus dem Flugzeug kannte. Weiter ging es auf einem Buschpfad zur Spitze des Berges durch kleine Dörfer hindurch. Überall kamen Kinder auf den Weg gerannt und haben geschaut. Ich kam mir mal wieder wie der Affe im Zoo vor. Die Kinder wanderten dann sogar in einem Sicherheitsabstand Kilometer hinter uns her und wenn wir uns umdrehten versteckten sie sich.
In der Schule läuft nun der Endspurt des Schuljahres, was man auch am Verhalten der Schüler merkt. In unserer Lehrerkonferenz sprachen wir über den Waldorflehrplan, der unter anderem an die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter gerichtet ist. Dies ist natürlich hier in Afrika etwas schwer da es eigentlich nur zwei Perioden gibt, die Trockenzeit und die Regenzeit. So kamen wir auf die Idee den Lehrplan an die Reife der Früchte, die hier in Tansania wachsen zu richten. Zurzeit haben wir die Orangenzeit. Überall an den Straßenseiten häufen sich Berge von Orangen. Zuvor hatten wir Hauptzeit der Ananas, wo man überall massig Ananas kaufen konnte. Als nächstes kommen die Papayas, zum Ende des Jahres die Mangos und im Frühjahr die Passionsfrucht und Melonen. Man bekommt zwar das ganze Jahr über alle Früchte, dennoch gibt es an bestimmten Monaten einen Überfluss einer bestimmten Fruchtsorte.
Das Wetter ist in nun viel kühler geworden. Es errinnert mich an warme Sommertage in Deutschland. Am Morgen und gegen Abend fallen die Temperaturen nun auch unter die 30°C, was es sehr angenehm macht da man u.a. morgens nicht mehr schweißgebadet aufwacht. So bin ich nun auch mal wieder motivert Sport zu machen und so geh ich jetzt regelmäßiger joggen. Der Weg führt mich durch mein slumartiges Wohnviertel hinaus ins etwas grünere und dann zum Meer wo ich am Stand entlang jogge und eine Erfrischung im Wasser nehme bevor er mich dann wieder nachhause führt.

Sonntag, 9. Mai 2010

Meine Reise durch den April

Nach dem erfolgreich abgelaufen Anamed-Seminar stand das Reisen an, denn den April über hatte ich frei. Das erste Ziel hieß Nairobi in Kenia. Dort fand an der Rudolf Steiner School Mbagati die „East Afican Waldorf Conference“ statt. Unser gesamtes Schulkollegium nahm diesen Weg auf sich. Mit dem vollbesetzten Bus unserer Schule ging es nach Nairobi in das nördlich angrenzende Kenia. Diese Möglichkeit konnte ich nicht auslassen und so stieg ich ebenfalls ab Moshi in unseren Schulbus hinzu. Denn es bot sich an noch vier Tage vor Fahrt nach Nairobi noch nach Moshi zu fahren, da es auf dem Weg liegt. Dort durfte ich noch ein paar Tage mit George und seinen Freunden verbringen. Der Weg nach Nairobi erwies sich wieder als neue Entdeckung. Denn nach Moshi durchfuhren wir Arusha und danach eröffnete sich das weite Massailand. Langgezogene Landschaften mit Viehherden von Rindern und Ziegen, welche von den Massai durchs Land getrieben werden um sie zu neuen Grasflächen zu führen. In Nairobi stoß ich auf eine sehr weit entwickelte Waldorfschule, welche den Deutschen gleich kommt. Die Konferenz fiel auf das 25-jährige Jubiläum der Schule. Das Thema der Konferenz war „Life Forces“, anerkannte Anthroposophen aus der ganzen Welt waren dafür angereist und hielten Vorträge über Landwirtschaft, Pflanzen und das menschliches Wesen. Nicht zuletzt schaute ich mir Nairobi an und ich musste einen gewaltigen Unterschied feststellen. Der Unterschied den diese Großstadt zu Dar es Salaam oder anderen Städten Tansanias hat. Man könnte fast meinen ...

Weiter auf Anfrage!

Sonntag, 4. April 2010

An der Hälfte meines Auslandsjahres vorbeigehuscht

Bericht von Anfang April:

Lange ist es her dass ich geschrieben habe. Seit einem Monat ist mein Laptop nun schon kaputt, was mich leider sehr am schreiben hinderte. Es ist viel passiert seit meinem letzten Bericht. So habe ich unter anderem einen Tagesausflug nach Bagamoyo gemacht. Bagamoyo liegt 70km nördlich von Dar es Salaam an der Küste von Tansania und war die erste Haputstadt Deutsch-Ostafrikas. Mit einem Dalladalla, der direkt dort hon fuhr, ging es hin. Dort angekommen wurden die berüchtigten Bauwerke der Deutschen von vor mehr als 100 Jahren begutachtet. Was mich besonders beeindruckte war ein deutscher Friedhof mit gefallen deutschen Soldaten direkt am Strand unter Palmen. Es war ein merkwürdiger Anblick, denn auf den Krabsteinen waren Namen und Gedenksätze in deutscher Sprache zu lesen. Bagamoyo ist ein verschlafenes Städtchen welches man im Vergleich zu Dar es Salaam sehr schnell und zufuss besichtigen kann. Zur Hälfte unseres zweiten Schulterms gabe es wie auch zur hälfte des ersten Terms eine Woche Ferien und so machte ich eine größere Reise nach Mwanza an den Lake Victoria, dem größen Binnengewässer Afrikas. Ich machte mich auf diese Reise um Anamed Tanzania zu besuchen. Anamed steht für Natürliche Medizin in den Tropen und aus aus diesem Grund um mehr über Natüliche Medizin zu erfahren fuhr ich dort hin und um mir Hilfestellungen einzuholen wie ich mein gestartetes Projekt weiterführen kann. 1146km mit dem Überlandbus durch die Mitte Tansanias in den Norden. Der Weg führte über eine geteerte Straße an der Hauptstadt Dodoma vorbei und kurz nach Dodoma über eine Raffroat weiter. Jedoch fanden dort Bauarbeiten statt. In Zukunft wird es eine komplett asphaltierte Straße von Dar nach Mwanza geben. In Mwanza nahmen mich Jakob und Terese, zwei Freiwillige die ich auf dem Zwischenseminar kennenlernen durfte, auf. Beide arbeiten zusammen in einen Waisenheim. Am nächsten Tag schaute ich mir Mwanza an und die zweitgrößte Stadt Tansanias mit über 500.000 Einwohnern stellte sich als wahnsinnig schöne Stadt heraus. Mwanza, auch Rock City genannt, besteht fast nur aus bewohnten Felsen und Hügel die sich vom Victoriasee aus hervorschrecken. Sie errinnerte mich ein bisschen an eine der Hafenstädte aus dem Film „Fluch der Karibik“ oder Rio de Janairo. Nun machte ich mich auch auf die Suche nach Anamed, den bis her wusste ich noch nicht mal wo genau Anamed überhaupt ist. Es stellte sich dann heraus das Anamed seinen Sitz in einem Dorf namens Malya hat, im Landesinneren, zweit Stunden von Mwanza entfernt. So fuhr ich zusammen mit Jakob, der sich auch dafür interessierte, mit einem kleineren Überlandbus nach Malya. Aus den gesagten zwei Stunden wurden wie fast vorhersehbar sechs Stunden, da der Bus älter und funktionsuntüchtiger fast nicht sein konnte. Jeder Stopp wurde zu einer langen Pause, da der Bus nicht mehr ansprang und der Motor präperiert werden musste. Gegen Abend kamen wir dann in Malya an und wurden von Dr. Feleshi, sozusagen der Chef von Anamed Tanzania, herzlich empfangen. Das es nun schon sehr spät war, war nun klar dass unserer geplanter Tagesausflug länger als ein Tag werden würde. Malya stellte sich am nächsten Morgen als ein wunderschönes kleines abgelegenes afrikanisches Dörfchen heraus. Von Dr. Feleshi wurden wir die ganze Zeit bestens versorgt und er zeigte uns eigentlich alles, wie die Anamed Klinik und seine Heilpflanzen, - darunter auch „Artemisia Annua Anamed“. Ich hatte wunderbare Gespräche mit Dr. Feleshi und ich stellte ihm mein Projekt vor. Er war davon begeistert, und nach nicht sehr langer Zeit kamen wir zum entschluss ein Anamed Seminar in Dar es Salaam zu gestallten. Dr. Feleshi gibt in ganz Tansania Seminare für interessierte Menschen, um ihnen Heilpflanzen wie unter anderem „Artemisia Annua Anamed“ vorzustellen und um ihnen beizubringen natürliche Medizin selbst zu produzieren und anzuwenden. Da er schon in mehreren Städten Tansanias Seminare gehalten hatte kam ich ihm gerade recht und so planten wir zusammen ein Seminar in Dar es Salaam, da er dort bis her noch kein Seminar hielt. Da ich nur eine Woche frei hatte musste ich mich bald wieder verabschieden und mich auf den Weg zurück nach Dar es Salaam machen. Diese kurze, aber intensive Reise war einfach wunderbar in allen Bereichen. Zurück in Dar wartete Arbeit auf mich. Zum einen ging es in der Schule wieder rund und zum anderen musste ich nun das Seminar hier zum laufen bringen. Ich stellte alles in der Lehrerkonferenz vor und die Schule war begeistert. Nun war klar, dass das Seminar nun an unserer Schule stattfinden wird. Mein Aufgabe war es nun Teilnehmer zu finden und alles zu organisieren. Ich erstellte Flyer und zusammen mit Erik, einem Afrikastudenten aus Leipzig, der ein einmonatiges Praktikum an unsere Schule machte, besuchte ich 20 Staats- und Privatschulen und stellte den Inhalt des Seminars vor. Das waren sehr spannende Besuche die Unterschiede zwischen den Schulen zu sehen. Staatsschulen haben alle den gleichen einfachen Aufbau und die Lehrer hatte alle einen Schlagstock in der Hand, was mir sehr krausam vorkam. Im Gegensatz sind die Privatschulen alle anders aufgebaut und je nach dem wie viel Geld sie besitzen luxeriöser eingerichtet. Neben meinen Planungen für das Seminar lief der Unterricht normal weiter. Ich unterrichtete wie zuvor und gab nun auch mehr Kindern als zuvor Nachhilfe. Mit meinen vielen Strandbesuchen habe ich Kontakte zu Rastas aufgebaut, die direkt am Strand wohnen, und so organisierten wir einen herrlichen Abend mit Feuer, Bongo- und Gitarrenmusik am Strand. Wir tanzten ums Feuer herum in die Nacht und hatten tierisch viel Spaß. Ende März, nach einem Tag der offenen Tür schloss unsere Schule drei Tage früher als geplant, extra des Anamed Seminars wegen, da sonst kein anderer Termin gefunden wurde. Und schon durfte ich Dr. Feleshi, Hertha und Rosemarry von Anamed Tanzania hier in Dar es Salaam willkommen halten. Hertha ist die Organisatorin von Anamed Tanzania und Rosemarry Dr. Feleshis Gehilfe. Rosemarry musste leider schon am zweiten Tag wieder abreisen, da ihr Vater verstarb. Monatg morgens began nun das Seminar und ich war total gespannt wieviele Leute nun überhaupt zusammen kommen werden und ob es der Erfolg wird den ich mir erhoffe. Freudiger Weiße kamen 20 Teilnehmer, von unserer Schule und außerhalb, zusammen. Und alle waren voll begeistert mit Notizblock in der Hand und voll konzentriert bei der Sache. Die ersten zwei Tage ware waren mehr teoretisch aufgebaut und die letzten zwei mehr praktisch. Wir lernten bis zu 50 Heilpflanzen kennen und produzierten eigene Medizin. Aus getrocktnetem Chilli, Guave, Eukalytus, Artemisia erstelten wir Salben und Puder. Zudem lernten wir Seife herzustellen. Da das nun das erste Anamed Seminar in Dar es Salaam war muss nun weiter darauf aufgebaut werden und die Hekima Waldorf School wird ab nun die Basis für Anamed in Dar es Salaam sein.